Warum habe ich hier bloß "Philosophie" als Untermenüpunkt?
Ganz einfach - kenn ich, mag ich, kann ich von erzählen ;)
Philosophie begegnete ich das erste Mal so richtig im Abitur. Auf der Realschule zuvor gab es außer Religion nicht wirklich Fächer, die sich mit dem Dasein, dem Gleichgewicht des Guten und des Bösen und dem Sinn des Lebens auseinandergesetzt haben. Mir persönlich war damals bereits klar, dass Reli bei mir keinen prägnanten Eindruck hinterlässt, denn der Inhalt befriedigte meine oben gestellten Gedanken und Fragen in keinster Weise, wenn überhaupt entstanden stets neue Fragen oder Tautologien. Meine Reaktion darauf war, mich damit nicht länger zu beschäftigen, was ich aus heutiger Perspektive sehr schade finde ...
Bis zu diesem einen Tag ... als die Aspiranten/innen an das Gymnasium der Benediktiner zum Schnuppertag eingeladen wurden, wo die Lehrenden ihre Fächer den Lernenden vorgestellt haben. Als ich meinen späteren Philo Lehrer, Herrn Plett, reden hörte, wuchs in mir wieder dieses Gefühl heran die Welt und alles darin verstehen zu wollen.
Und so machte ich mich auf, ins Abenteuer Philosophie.
In der Schule hat Philosophie vor allem viel Spaß gemacht, weil wir ab der 12. Klasse ein wirklich kleiner Kurs waren (7 Leute, inkl. Lehrer) und drei Jahre lang in der gleichen Konstellation blieben. So kamen wir natürlich richtig gut voran, konnten uns sehr gut austauschen und Schwerpunkte setzen. Eigentlich habe ich nicht erst an der Uni Referate halten gelernt, sondern tatsächlich beim Herrn Plett im Philosophie Unterricht. Jede zweite Woche hat jemand aus dem Philo Kurs etwas vorgestellt, das anschließend zumeist konstruktiv bearbeitet wurde. Hätte ich diese Erfahrung nicht gehabt, wäre mir der Referatsstart an der Uni sicher um Einiges schwieriger gefallen.
An diesem Punkt muss ich mein Unbehagen darüber äußern, dass, aus meiner Sicht, immer noch zu wenig freies Reden in den Schulen geübt wird, und wenn, dann in Verbindung mit Benotung, was ich als nicht zielführend kritisiere, just btw...
Drei Jahre Philo in der Wohnung des Hausmeisters zu siebt hat einen durchwegs positiven Eindruck hinterlassen (Bis auf, dass die 4 Jungs im Kurs Schwierigkeiten hatten ihre Rollenklischees abzulegen und ich irgendwann nicht mehr einsah, abwechselnd mit Lena, die Tassen von allen abzuspülen und so die große Pause zu verpassen). Für mich stand also noch vor der Abi Prüfung fest, dass ich Philosophie studieren möchte!
Als ich mit dem Philo Studium anfing, war es noch NC frei (ja, ich kann wohl mittlerweile als "Langzeitstudentin" bezeichnet werden). Ich habe meine Fächer sehr Interessen bezogen ausgewählt und nicht bedacht, dass zwei Geisteswissenschaften zu studieren beruflich nicht so optimal ist. Andererseits habe ich zwei Fächer studiert, die sehr gut ineinander greifen - Philosophie und Philologie. Während des Studiums hätte ich mir gerne mehr Physik Seminare angeschaut, was aber contra Credit Point System war. Auch im Bachelor Studium gibt es noch zu viele Ungereimtheiten, aber dazu ein anderes Mal. Ich habe aber zumindest die Cognitive Science Seminare anrechnen können, wo zumindest etwas praktische Anwendung und naturwissenschaftliches Vorgehen abverlangt wurde und mir so neues Wissen vermittelte.
Genau das ist eigentlich der Punkt warum ich überhaupt Interesse an Philosophie habe - weil ich Interesse am Wissen habe!
Philosophie bedeutet nicht irgendwelche absurden Theorien über Gott und die Welt zusammen zu fantasieren. (Gedankenexperimente haben eine gar gegensätzliche Intention, denn sie sind dafür da, alles auszugrenzen, was nicht der Fall sein kann in der realen Welt. Hier übrigens das sehr bekannte "Gehirn im Tank"- Experiment von Hilary Putnam [Buchlink Putnam zum Thema Beziehung von Körper und Geist])
Philosophie ist ein Streben der Vernunft und des Gefühls, und zwar danach alles zu verstehen und alle Verkettungen zu erkennen, oft zunächst mit Gefühl, anschließend mit ratio. Jedes noch so kleine und scheinbar unwichtige Wissen wird dafür aufgesaugt.
Philosophie heißt, sich nicht mit der erstbesten Antwort zu begnügen, sondern zu schauen, was hinter dieser Antwort steckt, ob sie vielleicht rein subjektiv getroffen wurde und welche Alternativen es geben könnte.
Philosophie bedeutet stets selbstkritisch zu sein (auch wenn das uns Philosophen, zugegeben, oft schwer fällt) und auch die eigene Einstellung, Wahrnehmung oder Erwartung zu hinterfragen.
Und Philosophie bedeutet auch, bei Menschen, die weder geistig noch sozial noch sonst wie auf der gleichen Welle surfen, kleinste Gemeinsamkeit zu sich selbst zu finden und so sich selbst als ein Teil des Ganzen zu begreifen, mit dem Bewusstsein, dass auch das Ganze ohne diesen teil nicht sein kann!
Anderen Menschen genügt die Religion um diese Aspekte zu erfüllen. Mir überhaupt nicht. Auch die Philosophie kann nicht alle Fragen beantworten, aber das Wissen steht bei mir stets höher als das Glauben!