Was macht eine/n gute/n Künstler/in aus?...
Vorab: Die Motivation ist ein Leben lang der wichtigste Aspekt der künstlerischen Entwicklung!
Allerdings möchte ich anmerken, dass ich durchaus einen möglichen Unterschied in der Wahrnehmung einiger Menschen vermute, welcher sich in der Tätigkeit selbst manifestiert.
So individuell wir alle sind, so individuell halte ich auch die visuelle Wahrnehmung und die damit verbundenen Prozesse in den beteiligten Hirnarealen, die im Grunde nichts anderes machen, als die visuelle Wahrnehmung zu strukturieren. Diese Hirnstruktur halte ich für ausschlaggebend dafür, ob jemand als "talentiert" oder nicht gesehen wird (übrigens auch in anderen Bereichen als Malerei).
Das heißt folgernd, dass es durchaus so etwas wie Talent gibt, allerdings ist es viel mehr eine besondere Befähigung im Konstrukt der Wahrnehmung, in der Malerei speziell mit starkem Bezug zum Form- und evtl. auch Farbbewusstsein. Das bedeutet wiederum, dass die Gehirnaktivität sich unterschiedlich stark in unterschiedlichen Bereichen beim Zeichenprozess manifestiert.
Nahezu alle, aus meiner Sicht, talentierten Menschen haben einen ausgeprägten visuellen Sinn. Ich und meine Tochter gehören da auch zu. Mein Papa auch (genetisch vererbbar???). Mein Papa wuchs im sowjetischen Russland auf und hatte nie als Kind oder Jugendlicher eine Art der künstlerischen Förderung. Und als Erwachsener mit zwei Kindern hatte er dann auch keine Zeit zum Zeichen. Seine Erfahrung (=Motivation) ist also sehr gering. Wenn er aber mal was mit meinen Kindern zeichnet, trifft er jedes Mal mit wenigen Strichen und ohne groß nachzudenken, die richtigen Proportionen hin und es wirkt stimmig, während meine Mama schon mit Proportionen überfordert ist. Auch ich durfte bereits ab der 8. Klasse in einem eigenen Raum im Kunstunterricht malen, was ich wollte, während der Rest der Klasse an etwas ganz anderem baute, was mich persönlich unterforderte. Und meine Tochter fiel damit auf, dass sie sehr viel früher als andere Kinder Interesse am Zeichnen entwickelte, während andere Kinder noch gar keine Lust hatten überhaupt ein Stift in die Hand zu nehmen. Dies spricht, aus meiner Sicht, ebenfalls dafür, dass die angelegte visuelle Wahrnehmungsstruktur bereits dafür ausschlaggebend ist, ob man überhaupt der Typus Mensch ist, der seine sinnlichen Reize primär in der Malerei zum Ausdruck bringen möchte.
Andere wiederum sind auditiv dafür viel stärker (mein Freund zum Beispiel) und hören nach 1 Sek. heraus, wer die Synchro macht und in welchen Rollen noch. Mein Freund hört Unstimmigkeiten in bestimmten Tonabfolgen, während es für mich alles gleich klingt. Letztlich liegt auch da der Unterschied zwischen uns beiden in seiner besonderen Befähigung der auditiven Wahrnehmung.
Ich denke in Bildern und Videos und mein Freund in Gesprächen und Audiodateien.
Wir sind aber beide nicht irgendwie hoch begabt oder irgendwie speziell, so wie eben die Menschen um uns herum wieder ganz andere Wahrnehmungsstrukturen besitzen und etwas viel schneller und besser machen als wir :)
Diese Gedanken kamen übrigens nicht aus dem heiteren Himmel, sondern wurden durch dieses tolle Video initiiert! Schaut es euch unbedingt an, wenn ihr zu den Kunstinteressierten gehört ;)